… da war ich mit meinem Kind schwanger… alles änderte sich gerade, war im Umbruch, aber im Guten. Die Schwangerschaft verlief unkompliziert, es ging uns beiden gut, auch wenn schon klar war, dass die Beziehung zum Kindesvater auseinandergehen würde, das war ok so…
Dann, ohne Vorwarnung, ohne irgendeine Möglichkeit, mich zu schützen, rief ich meine Hebamme an… ich werde niemals vergessen, was es für ein Gefühl war, als sie mich fragte, ob ich an diesem Tag bereits mit unserer gemeinsamen Freundin K. gesprochen hätte… ich hatte nicht, und so schlug die Nachricht, dass K.s Mann tödlich verunglückt ist, ein wie ein Vorschlaghammer… ungebremst, mit einer Wucht, die einen aus den Schuhen haut oder wahlweise in den Sessel drückt. Mein Gehirn verweigerte die Annahme dieser Information, alles war, wie man so schön sagt „wie im Traum“, völlig surreal. Ich war vollständig überfordert und im Schock. K. war und ist eine meiner wenigen Herzensfreundinnen, und auch ihr Mann war mir ans Herz gewachsen. Noch wenige Tage zuvor hatten wir uns gesehen und er hatte meinen Babybauch mit der „kleinen Wilden“ darin gestreichelt… und dann, von einem Moment auf den Anderen – BÄM. Auf dem Weg nach Hause von einem beruflichen Termin mit dem Auto von der Strasse abgekommen und das wars. Kurz vor ihrem Hochzeitstag.
Heute, 6 Jahre später steckt mir dieses Erlebnis noch in den Knochen und kommt dieses Jahr verstärkt hoch, weil ich mich mit dem Thema Trauma und Körper beschäftige und so nach und nach einige Dinge begreife…
Aus Rücksicht auf K. habe ich mir meinen eigenen Schock, meine eigene Erstarrung und Hilflosigkeit, dieses bis ins Mark erschüttert sein, nicht erlaubt. Ich wollte ihr nicht ihre Trauer „wegnehmen“, hatte ich als Aussenstehende doch kein Recht, um einen Mann zu trauern, den ich nicht eng kannte – und schon garnicht darf mich das Jahre später noch beschäftigen.
Heute lerne ich: Doch. Das darf und muss mich sogar beschäftigen. Damit ich endlich diesen Schock hinter mir lassen kann. Damit ich diese extreme Erschütterung in das Vertrauen ins Leben, verkraften kann und bewusst erlaube und durchlebe, was dieses Ereignis, dieser plötzliche Todesfall mit mir gemacht hat.
…
Der August 2015 ist für mich L. gewidmet, der mich durch sein Leben und seinen Tod tief berührt und erschüttert hat. Und nicht nur mich, auch meine Tochter, damals noch im Bauch, betrifft das.
Ich bin dankbar für meine Kollegin, die mich auf das Thema Traumatherapie aufmerksam gemacht hat – durch diese neuen Informationen fängt langsam aber sicher ein Verstehen an, von dem ich hoffe, dass es dazu führt, einige Dinge zu heilen und aufzuarbeiten.
Trauma ist etwas individuelles… die Grenzen und Bearbeitungsmechanismen sind unterschiedlich und vielfältig, und ich erlaube mir hier und heute ganz bewusst und offiziell, meine eigenen Wunden anzuerkennen und erstmal einfach anzunehmen, wie sie sind. Dann, so hoffe ich, kann Heilung geschehen.
xxx